
Saastal – Mehr als nur Tourismus
Dekan Paul Martone über Geschichte, Glaube und besondere Persönlichkeiten im Tal
390 Aufrufe zählt der Podcast bislang – ein erfreuliches Echo auf das spannende Gespräch mit Dekan Paul Martone über die Kirchengeschichte des Saastals. Moderiert von Tillmann Luther, entführt die Episode ihre Hörer: innen in eine weniger bekannte, aber umso faszinierendere Seite unseres Walliser Hochtals.
Zwar kennt man das Saastal vor allem als Skiregion mit Saas-Fee und Saas-Grund – doch kirchlich und kulturell hat es mindestens ebenso viel zu bieten. Und wer könnte das besser erzählen als Dekan Martone, dessen erste Pfarrstelle im Saastal war:
„Die erste Pfarrei ist wie die erste Liebe – die vergisst man nie“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Ein Pfarrer verändert das Tal
Eine der Schlüsselfiguren der Saaser Geschichte ist Pfarrer Johann Josef Imseng – nicht nur Seelsorger, sondern auch Visionär. Ihm verdankt das Tal den ersten Impuls für den Tourismus: Das erste Hotel, der erste Skifahrer – es war Imseng, der das Saastal für Gäste öffnete und damit wirtschaftlich veränderte.
Eine Statue auf dem Dorfplatz in Saas-Fee erinnert an ihn. Wer mehr über sein Leben erfahren will, dem sei der historische Tatsachenroman „Der Kilchherr vom Saas“ von Adolf Fux empfohlen.


Drei Wendepunkte in der Kirchengeschichte
- Die Eigenständigkeit der Pfarrei
Lange gehörte das Saastal zur Mutterpfarrei Visp. Erst 1298 wurde der erste eigene Pfarrer für Saas-Grund eingesetzt. Ein Meilenstein. Doch die Trennung verlief nicht ohne Konflikte – Streitigkeiten um Geldzahlungen und Macht führten bis vor ein kirchliches Schiedsgericht. - Naturgewalten und Glaube
Immer wieder wurde das Tal von Überschwemmungen des Mattmarksees heimgesucht – ganze Kirchen wurden zerstört. Erst der Bau des Staudamms brachte Sicherheit. Martone erinnert sich an das Unwetter von 1993, das tiefe Spuren hinterliess, auch in der Kirche:
„Der Schlamm, der Gestank – man konnte nur mit Weihrauch dagegenhalten.“
- Der Wandel durch den Tourismus
Aus einer armen Agrarregion wurde ein florierendes Ferienziel. Der Tourismus hat das Tal geprägt, aber auch die kirchliche Landschaft verändert. Dennoch: Die Menschen blieben ihrer Kirche treu.
„Ich habe erlebt, wie grosszügig die Leute im Tal der Kirche gegenüber sind. Der Mythos vom geizigen Saaser ist völlig falsch.“


Pfarrer – mehr als Seelsorger
Viele der 61 bisher bekannten Pfarrer des Tals waren nicht nur geistliche Amtsträger, sondern auch Baumeister. Sie haben Kapellen und Kirchen gebaut, ganze Seelsorgestrukturen geschaffen. Besonders eindrücklich sind die spätbarocke Rundkappelle von Saas-Balen und die barocken Altäre der Kirche von Saas-Almagell, deren Architektur über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt ist.
Doch nicht alle Pfarrer blieben lange: Einer war sogar nur eine Nacht im Amt. Ein anderes Mal eskalierte ein Pfarreikonflikt derart, dass es zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Dorfbewohnern kam – und das ausgerechnet auf dem Kirchplatz.
„Man wollte diesen Teil der Geschichte lieber vergessen“, so Martone. Doch genau solche Episoden zeigen, wie sehr das kirchliche Leben mit dem gesellschaftlichen verwoben war – und ist.
Historische Quellen und stille Helden
Die Grundlagen für Martones Forschungen bilden alte Chroniken, Pfarrarchive und Dokumente im Staatsarchiv Sitten. Mit Akribie hat er Namen, Daten und Ereignisse rekonstruiert – oft in mühseliger Kleinarbeit.
Eine besondere Anekdote: Ein einziger Pfarrername war nur in einem Dokument verzeichnet, das einst in roter Tinte bearbeitet wurde – allerdings wurden nur weltliche Namen markiert. Martone fand den gesuchten Namen trotzdem.
Fazit: Das Saastal als geistige Heimat
Ob Kapellen, Chroniken oder Krisen: Das Saastal ist reich an kirchlicher Geschichte, geprägt von Persönlichkeiten mit Weitblick und Glauben. Dekan Martone bringt es auf den Punkt:
„Die Kirche war – und ist – tief im Saastal verwurzelt. Und wer sich die Zeit nimmt, genauer hinzusehen, wird überrascht sein, wie lebendig diese Geschichte bis heute ist.“
Jetzt reinschauen:
Das vollständige Video mit Dekan Paul Martone finden Sie auf unserer Plattform – ein eindrucksvoller Streifzug durch sieben Jahrhunderte Glaubensgeschichte im Saastal.
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